Noch flexibler mit dem Öffentlichen Nahverkehr in Hofheim

On-Demand-Mobilität ab Dezember 2020 geplant

HOFHEIM Zum nächsten Fahrplanwechsel, ab Dezember 2020, wird es in Hofheim ein neuartiges Mobilitätsangebot geben. Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen die Fahrgäste mit On-Demand-Mobilität (ODM) fast so bequem wie mit dem eigenen PKW abends und an den Wochenenden – on Demand, also direkt auf Bestellung – von A nach B im Stadtgebiet kommen.

Bürgermeister Christian Vogt freut sich: „Die Kreisstadt Hofheim und die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft beteiligen sich an einem größeren Pilotprojekt im Rhein-Main-Verkehrsverbund. Damit wollen wir die On-Demand-Mobilität gemeinsam vorantreiben. Gemeinsam mit neun weiteren Kommunen und Landkreisen soll ein einheitliches ODM-Angebot in Bezug auf Software, Tarif und Vertrieb im Rhein-Main-Gebiet etabliert werden. Dabei entwickeln die beteiligen Kommunen jeweils für sie passende Angebotskonzepte und haben je einen eigenen Förderantrag beim Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur  gestellt.“

Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter Johannes Baron, Mitglied im Aufsichtsrat des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV), erläutert die gemeinsame Richtung: „Ziel des gesamten Förderprogrammes ist die Erschließung von Angebotslücken im ÖPNV mit emissionsfreien Fahrzeugen. Wir entwickeln damit einen Baustein für noch nachhaltigere Mobilität im Rahmen des RMV-Tarifs und gewinnen Neukunden.“

Der Antrag der MTV erfolgte im Rahmen der Förderrichtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ im Herbst 2019. Wolfgang Exner, Erster Stadtrat und für den Verkehr in Hofheim verantwortlich, führt aus: „Das Konzept für Hofheim sieht vor, die bestehenden Anruf-Sammel- und Anschluss-Sammel-Taxi-Verkehre in das neue On-Demand-Mobilitätskonzept zu überführen. Dadurch werden die Kernstadt und die Stadtteile besser als durch die bestehenden AST-Verkehre miteinander verbunden, Angebotslücken werden geschlossen.“

Die Vorteile des neuen Systems sind, dass das ODM gänzlich linien- und fahrplanunabhängig verkehrt (ohne längere Vorbestellung). Es bietet umfassende räumliche und zeitliche Erschließung, umsteigefreie Verbindungen, komfortable Nutzung und eine gute Zubringerfunktion zu Bussen und Bahnen.

Der Antrag der MTV bezieht sich auf acht Fahrzeuge für Hofheim, Kleinbusse mit alternativen Antrieben. Roland Schmidt, Geschäftsführer der MTV, erläutert: „Der RMV übernimmt die Rahmenplanung sowie die übergeordnete Entwicklung der Software für die Auftragsverwaltung, Disposition von Fahrzeugen und Fahrten sowie die Abrechnung. Er übernimmt auch koordinierende Aufgaben sowie die übergreifende Tarifintegration.“

Birgit Hartmann, Prokuristin und Verkehrsplanerin bei der MTV, ergänzt weitere Details: „Für Hofheim übernimmt und hält die MTV die Fahrzeuge. Sie trägt anteilige Lizenz- und Wartungskosten für Software, lokale Planungsleistungen, lokale Genehmigungen und Konzessionen. Sie schreibt die Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit dem RMV aus und verantwortet das lokale Marketing.“

Die Stadt Hofheim profitiert von den zentralen Serviceleistungen von RMV und MTV. Sie übernimmt anteilig Kosten für den Betrieb, für Personal, für Energie, für Wartung und Reparatur, für Software und auch für den erforderlichen Abstellplatz.

Bei einem Starttermin Anfang 2020 hat das Projekt eine Laufzeit bis 31.12.2024. Das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) ist bereit, zusätzlich zu einer Förderung der emissionsfreien Fahrzeuge auch eine Anschubfinanzierung des Betriebes zu leisten, weil der innovative Ansatz mit einer verbundweiten Buchungsplattform und Bestellung via App verknüpft ist und so zur Digitalisierung des Öffentlichen Personennahverkehrs beiträgt.

Die Förderzusage des Bundesministeriums liegt bereits vor.

Die Finanzierung des Projektes in den Phasen 2020 bis 2024 stellt sich wie folgt dar: Zum Start Anfang 2020 stehen die Erstellung des Grundkonzepts, des Konzessionsmodells und der Lastenhefte mit insgesamt 80.000 Euro an. Die Entwicklung der Bedienkonzepte (auch 2020) ist mit 197.000 Euro geplant. Die Umsetzungsphase (Dezember 2020 bis Dezember 2024) wird mit insgesamt 4,518 Mio. Euro angegeben und umfasst sowohl die Fahrzeuge wie auch die Software und die Betriebskosten. Zuletzt werden für Projektdokumentation und Evaluation 149.000 Euro veranschlagt. Die Gesamtsumme des Projekts in Hofheim beläuft sich damit in dem fünfjährigen Projektzeitraum auf 4,944 Mio. Euro.

Der Fördermittelgeber stellt Mittel in Höhe von 727.000 Euro für Investitionen und 349.000 Euro für den Anschub des Betriebes bereit. Der RMV bzw. das Land Hessen beteiligen sich mit 1,191 Mio. Euro. Die Erträge aus dem ODM werden mit insgesamt 302.000 Euro angeben. So verbleiben als Eigenleistungen für die Stadt Hofheim 2,375 Mio. Euro, die sich als Betriebskosten zu 775.000 Euro auf die MTV und zu 1,600 Mio. Euro auf Hofheim beziehen. Daraus ergibt sich eine Förderquote von 54 Prozent.

Für Hofheim ergibt sich die Chance, die bestehenden Anruf- und Anschluss-Sammel-Taxi(AST)-Verkehre in das neue Angebot zu überführen. Die Aufwendungen Hofheims für das bisherige AST 404 werden für das neue Angebot genutzt. Im Jahr 2018 lagen die Aufwendungen bei 350.000 Euro jährlich. Bei vier Jahren Laufzeit und unverändert angenommener Nutzung rechnet die Stadt Hofheim mit der Umverteilung von 1,400 Mio. Euro. Danach verbleiben Zusatzkosten von 200.000 Euro bei der Stadt.

Zu den Zielen der Stadt Hofheim zählt auch, mit der Reduzierung von PKW-Fahrten längerfristig Emissionen zu senken, insbesondere durch auf den ÖPNV verlagerte Fahrten von Pendlern nach Wiesbaden und Frankfurt hinein. Die Einführung des Systems soll durch den RMV und die MTV in Zusammenarbeit mit geeigneten Partnern für die Softwareentwicklung und den Fahrzeugbetrieb erfolgen.

Für die Fahrgäste bedeutet Fahren-On-Demand, dass sie ihren Fahrtwunsch mittels App oder telefonisch abgeben.
Fahrtwünsche werden automatisiert und softwaregestützt entgegen genommen, zusammengelegt und eine linienungebundene Dienstleistung von Punkt zu Punkt angeboten.
Das bedeutet: Fahrgäste können auch an anderen Orten als an den Haltestellen ein- oder aussteigen.

Die Fahrpreise sind ebenso wie die genauen Einsatzzeiten am Abend und am Wochenende noch im Stadium der Planung und Abstimmung.