Effekte der Corona-Pandemie auf den Nahverkehr im MTK

Verkehrsdezernent Baron und die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft erläutern

Die MTV Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft und ihr Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Baron, zugleich Verkehrsdezernent des Main-Taunus-Kreises, haben am 27. Mai über die Effekte der Corona-Pandemie auf den Nahverkehr im MTK informiert. Roland Schmidt, Geschäftsführer der MTV, führte durch die Themen. Dabei ging es um das veränderte Mobilitätsverhalten der Gesellschaft, Schutzmaßnahmen der MTV und finanzielle Auswirkungen. Auf der Agenda des Pressetermins am Hofheimer Busbahnhof standen außerdem Themen wie Elektromobilität, Barrierefreiheit, automatisiertes Fahren sowie zentrale Projekte aus dem Regionalen Nahverkehrsplan 2030 des Rhein?Main?Verkehrsverbundes (RMV).

Die Corona-Pandemie hat seit März 2020 deutliche Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Gesellschaft. Ursachen hierfür sind insbesondere Homeoffice und Homeschooling, die verbreitete Kurzarbeit und entfallende Anlässe für Privat- und Freizeitfahrten. Außerdem ist der Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch einen Nachfragerückgang gekennzeichnet, weil gemeinhin unterstellt wird, dass Fahrgäste einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt wären. Johannes Baron erläuterte, dass die Ergebnisse bisheriger Studien dem widersprechen. Gemäß einer aktuellen Studie der Technischen Universität Berlin oder auch einer Studie der Charité ist das Ansteckungsrisiko bei einer Fahrt im ÖPNV während der Corona-Krise gering. Dennoch lag die Auslastung im RMV im Dezember 2020 bei 46% und im Januar 2021 sogar nur bei rund 41%.

Die MTV ist mit Einsetzen der Pandemie kontinuierlich dem dringenden Handlungsbedarf nachgekommen und hat bspw. schon im März 2020 als erste Lokale Aufgabenträgerorganisation im RMV zusammen mit den örtlichen Verkehrsunternehmen notwendige Maßnahmen zum Schutz der Fahrgäste, Fahrpersonale sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergriffen. Die Maßnahmen wurden stets den aktuellen Gegebenheiten und Erkenntnissen angepasst. Dazu zählen u.a. die spezielle Reinigung und Desinfektion der Busse; der Einbau von Fahrertrennscheiben; Fahrschein- und Maskenkontrollen gemeinsam mit den örtlichen Ordnungsämtern; die Einrichtung von Zusatzfahrten, um mehr Abstand in den Fahrzeugen zu ermöglichen und die Ausweitung des Fahrplanangebots der Buslinie 821, die das Hattersheimer Impfzentrum anbindet. Roland Schmidt wies darauf hin, dass die MTV in engem Austausch mit den Schulen steht und die Auslastung der Busse insbesondere im Schülerverkehr regelmäßig beobachtet und analysiert. Überprüfungen ergeben zumeist Auslastungen unterhalb von 50% der Fahrzeugkapazitäten, selten bis zu 70%.

Johannes Baron verdeutlichte die Notwendigkeit, engagiert und flexibel auf die Entwicklungen der Pandemie zu reagieren, um eine möglichst ansteckungsfreie Beförderung sicherzustellen. Zur Entlastung des ÖPNV zu Stoßzeiten stellte das Hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium zusätzliche Mittel bereit. Johannes Baron erklärt dazu: „Das Land ermöglicht so, dass regional und lokal reagiert werden kann, wenn es irgendwo im öffentlichen Nahverkehr zu stark ausgelasteten Fahrzeugen kommt. Der Main-Taunus-Kreis erhält rund 118 Tausend Euro für das Jahr 2020 und nochmal diese Summe für das Jahr 2021.“

Anschließend erläutert Roland Schmidt die finanziellen Auswirkungen bei den Fahrkartenverkäufen. Die größten Einbußen ereigneten sich bei den Tickets für den Gelegenheitsverkehr (Einmalfahrkarten, Tageskarten). Hier gingen die Erlöse um 58% zurück. Bei den Jahreskarten war der Rückgang mit 5% vergleichsweise gering. Diese Tendenz setzt sich für 2021 fort. Zugleich ist von einer wieder steigenden Inanspruchnahme des Fahrtenangebots auszugehen. Andere Nahverkehrsorganisationen und der Regionalverkehr erleiden absehbar deutlich stärkere Einnahmeverluste als die MTV. Erst nach der Verbundabrechnung des Jahres 2020 wird sich zeigen, ob das vom RMV prognostizierte Minus bei den Fahrkartenerlösen der MTV sich tatsächlich auf -1,6 Mio. Euro beläuft. Für das Jahr 2020 wird ein voller Ausgleich aus dem Rettungsschirm von Bund und Land erwartet. Für das Jahr 2021 ist die Fortsetzung des Rettungsschirms avisiert, sodass der Anstieg des Defizitausgleichs für die Gesellschafter der MTV derzeit in einem überschaubaren Rahmen erwartet wird.

Roland Schmidt ging auf weitere wichtige Projekte der MTV ein.Während im städtischen Nahverkehr die Elektromobilität große Fortschritte macht, ist die Umsetzung im ländlichen Raum (Ladeinfrastruktur und Reichweite) noch nicht zufriedenstellend gelöst. Im Auftrag der MTV wird die HLB Hessenbus GmbH noch im Jahr 2021 drei Elektrobusse im Linienbündel MTK-Süd einsetzen, gefördert durch das Land und unterstützt durch die MTV. Hieraus möchte die MTV auch für die kommenden Ausschreibungen von Busverkehren im MTK Erkenntnisse erzielen.

Außerdem treibt die MTV seit Jahren den Ausbau der Barrierefreiheit an Bushaltestellen voran. Die Bushaltestellen im MTK werden kontinuierlich barrierefrei um- und ausgebaut. Maßnahmen erfolgen aktuell in Hattersheim, Eschborn sowie Flörsheim. MTV-Busse sind seit der letzten Ausschreibungsrunde fast ausnahmslos barrierefrei, weshalb es nun auch vermehrt um die Berücksichtigung und Barrierefreiheit der Fahrgastinformation im Netz, an den Haltestellen und in den Fahrzeugen geht.

Zum Schluss skizzierten Roland Schmidt und Johannes Baron auch noch jene Infrastrukturvorhaben aus dem Regionalen Nahverkehrsplan des RMV, die von hoher Relevanz für den MTK sind. Johannes Baron fasste zusammen: „Aus dem Ausbau der RB12, dem Bau der Wallauer Spange und der Regionaltangente West sind sehr positive Effekte für den ÖPNV im MTK absehbar. Das sind Vorhaben, die wir sehr begrüßen.“